Reiseziel Griechenland

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Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist das Reiseziel Griechenland sowohl in der weltweiten Tourismusbranche als auch im Bewusstsein der Reisenden als zeitgemäßer Faktor etabliert. Die griechische Tourismusbranche hat einen weiten Weg hinter sich, seit in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren einer Reihe von Filmen wie „Der Knabe auf dem Delphin“, „Sonntags…nie!“ und „Alexis Zorbas“ dem westlichen Publikum für den Reiz und den Geist eines Landes die Augen öffneten (und ihm diese zugänglich machten), das sich langsam von den Verheerungen eines fast ein Jahrzehnt dauernden Krieges erholte.

Tatsächlich gab es in jener Zeit keine griechische Tourismusbranche im Sinne von Einrichtungen für die Bewirtung einer großen Zahl ausländischer und inländischer Besucher, die für einen großen Teil der wirtschaftlichen Aktivität und den Deviseneinnahmen verantwortlich zeichneten. Zu jener Zeit war Reisen als Freizeitgestaltung – insbesondere Reisen ins Ausland – immer noch ein Vorrecht der Reichen. Ein Großteil derer, die sich so weit in den Osten des europäischen Hinterlandes vorwagten, waren über lange Zeit Akademiker und Studenten (Archäologen, Anthropologen, Theologen), oder einfach neugierige Entdecker. Auf sie trifft das Wort Reisende eher zu, als das Wort Touristen. Das gelegentliche Anlegen eines Kreuzfahrtschiffs vervollständigte das Bild eines „Reiseziels Griechenland“, das sich stark von dem heutigen unterschied. Tatsächlich bestand die griechische Tourismusbranche damals nur aus traditionellen Stadthotels und einigen wenigen Kurorten – nur mit einheimischen Gästen, und auch das fast ausschließlich im Sommer.

In Griechenland in den 1950er und frühen 1960er Jahren gedrehte Filme halfen diesem Land dabei, sein traditionelles, vorwiegend klassisches und mystisches Image zu differenzieren: Ein raues, atemberaubend malerisches und unberührtes Land mit freundlichen und überschwänglichen Menschen wartete darauf, entdeckt zu werden. Eine karge, von der Sonne gebräunte Landschaft, weiß gestrichene Häuser, winzige, mit Kuppeln überdachte Kirchen, Windmühlen und goldene Strände entlang der verwinkelten Küstenlinie – all das vor dem Hintergrund des atemberaubenden Blaus der Ägäis. Sonne, Meer und Sand wurden die drei neuen Säulen Griechenlands, als der Wirtschaftsboom der Nachkriegszeit im Westen den Massentourismus befeuerte. Das Reiseziel Griechenland war geboren.

Seit damals ist der Tourismus neben der Schifffahrt einer der beiden Hauptwirtschaftszweige Griechenlands und kann für sich in Anspruch nehmen, das Gesicht des Landes entscheidend verändert zu haben. Das bekannte Mykonos, einst ein Ort sprichwörtlicher Armut, jetzt aber die idealisierte Version einer griechischen Insel und einer der unbestreitbaren Maßstäbe des Reiseziels Griechenland, hat das landesweit höchste Pro-Kopf-Einkommen. Sonne, Meer und Sand sind nach wie vor die stärksten Waffen der griechischen Tourismusbranche, und das Land als Reiseziel wird immer noch stark mit diesen Inseln identifiziert - einst beliebte Verbannungsorte für politische Dissidenten seit der Zeit der Römer! Drei griechische Inselziele, Korfu, Spetses und Hydra – wo 1957 „Der Knabe auf dem Delphin“ gedreht wurde – tauchten kürzlich in einer Vanity-Fair-Liste der 46 weltweit angesagtesten Orte für einen Sommerwohnsitz auf. Doch die Inseln nehmen nur einen Bruchteil der gesamten Landesfläche ein, und die Vorherrschaft des zentralen Leitmotivs „Sonne, Meer und Sand“ in Kombination mit dem immerwährenden Reiz der klassischen Altertümer haben die vielen anderen herausragenden Attraktionen Griechenlands weitgehend in den Schatten gestellt.